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Klaus Gestwa: Kein Wissenschaftspreis für Kriegspropaganda!

von: 30. April 2024

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Einer der vehementesten Fürsprecher für Waffenlieferungen an die Ukraine und für eine weitere Verschärfung der Konfrontation mit Russland ist der Osteuropaforscher Klaus Gestwa. Wer dabei nicht seiner Meinung ist, wird schnell mal von ihm als „Kremlapologet“ beschimpft. Ausgerechnet diese Person will die Universität Tübingen am 15. Mai (17h, Pfleghofsaal des Musikwissenschaftlichen Instituts) in einer inzwischen als nicht-öffentlich deklarierten Zeremonie mit einem Preis für „Wissenschaftskommunikation“ (dotiert mit insgesamt 10.000 Euro) für seinen „unermüdlichen Einsatz bei der politischen und historischen Einord[n]ung des Ukrainekonflikts…“ würdigen.

Wir kritisieren diese Preisverleihung scharf: Es ist das Gegenteil von seriöser Wissenschaftskommunikation, Sachverhalte polarisierend und extrem einseitig darzustellen und mit diesen Mitteln auch noch für die Lieferung von Waffen zu trommeln.

Wir werden auf dieser Seite in den nächsten Tagen Stellungnahmen dokumentieren, die die Preisverleihung ebenfalls ablehnen.

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1.) Gegenuniversität: Stellungnahme

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2.) Ulrike Held (Frauenverband Courage): Die „neutrale“ Wissenschaft

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3.) Matthias Rude: Unermüdlicher Einsatz (junge Welt, 2.5.2024)

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4.) Ingrid Weible (MLPD Tübingen): Kein Preis für Kriegspropaganda!

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5.) Matthias Rude: Geschlossene Gesellschaft (Kontext Wochenzeitung, 8.5.2024)

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6.) Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten*innen (VVN-BdA), Kreisvereinigung Tübingen-Mössingen: Stellungnahme

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7.) Matthis Rude: Voll auf Linie. Tübingen: Apologet der »Zeitenwende« ausgezeichnet. Proteste ausgesperrt (junge Welt, 18.5.2024)

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6.) Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten*innen (VVN-BdA), Kreisvereinigung Tübingen-Mössingen: Stellungnahme

Professor Klaus Gestwa, Direktor des Instituts für osteuropäische Geschichte und Landeskunde, soll durch die Uni Tübingen geehrt werden – bezeichnenderweise erhält er aber keine Auszeichnung für herausragende wissenschaftliche Leistungen, sondern einen Preis für innovative und erfolgreiche „Wissenschaftskommunikation“. Was ist das? Kommunikation unter Wissenschaftlern? Verbreitung von Forschungsergebnissen in den Medien? Popularisierung von Wissenschaft? Kinderuni? Oder Verbreitung von Meinungen, als Wissenschaft getarnt? Würde es sich um Letzteres handeln, hätte Gestwa, der den kriegerischen Ukraine-Kurs der Bundesregierung (Russland ruinieren! Auf keinen Fall eine Verhandlungslösung!) propagandistisch begleitet, den Preis wirklich verdient. Natürlich hat auch ein Professor ein Recht auf eine politische Meinung, sogar ein Recht auf falsche Ansichten – aber muss man das als Wissenschaft verkaufen?

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4.) Ingrid Weible (MLPD Tübingen): Kein Preis für Kriegspropaganda!

Prof. Dr. Gestwa, Direktor des Instituts für Osteuropäische Geschichte, erhält von der Uni Tübingen den Wissenschaftskommunikationspreis. „Mit seinen Interviews, Videos, Zeitschriftenbeiträgen und Vorträgen habe Gestwa ein Millionenpublikum erreicht und so zur Meinungsbildung in Deutschland über den Krieg gegen die Ukraine maßgeblich beigetragen“, so die Jury.

Was so scheinbar neutral daher kommt, ist für die Uni Tübingen wahrlich kein Ruhmesblatt. Prof. Gestwa zeichnet sich durch eine intensive Propaganda bundesweit – über YouTube und andere Medien – zur militärischen Unterstützung des Ukrainekrieges aus, für Aufrüstung und mehr Waffen. Er beansprucht für sich, der Osteuropaexperte zu sein.

Mit einer Denkweise, die von der kapitalistischen Logik geprägt ist, ist eine wissenschaftliche Analyse jedoch schwer möglich, wie sein Faktencheck zur Kriegsursache auf YouTube zeigt. Die These der friedlichen NATO stellt die Fakten auf den Kopf. Die Ukraine ist zu einem Brennpunkt des zwischenimperialistischen Machtkampfes geworden, sowohl die USA und die EU als auch Russland wollen ihr Einflussgebiet auf die Ukraine ausweiten – es tobt ein Kampf um die Neuaufteilung der Welt, ein internationaler Konkurrenzkampf um Ressourcen und Vormachtstellung. Die kapitalistische Ukraine strebt zur Verwirklichung der eigenen Machtziele den Eintritt in die EU und NATO an.

Es ist von beiden Seiten ein ungerechter Krieg, Kriegspropaganda wird von allen Seiten betrieben. Die Gefahr eines dritten Weltkrieges ist durchaus real, und die Regierung in Deutschland betreibt eine massive Aufrüstung und Militarisierung der Gesellschaft, um selbst in diesem weltweiten Kampf mitzuspielen. Mit Schlagwörtern wie dass Deutschland „kriegsbereit“ werden müsse, läuft auch bei uns eine Propagandaschlacht für weitere Militarisierung. Dazu trägt Professor Gestwa bei.

Er scheut auch nicht davor zurück, Andersdenkende zu diskreditieren. Sein Demokratieverständnis endet dann, wenn er mit deren Meinung nicht einverstanden ist. So forderte er die VHS in Reutlingen vehement auf, Frau Dr. Krone-Schmalz, die dort einen Vortrag hielt, auszuladen, weil er andere Einschätzungen hat. Von Kommunikation kann also keine Rede sein – dazu gehört der Austausch!

Dem weltweiten Konkurrenzkampf um Vorherrschaft fallen hunderttausende russische und ukrainische Soldaten, unzählige Zivilisten, ganze Dörfer zum Opfer. Ehefrauen, Mütter gehen auf die Straße und fordern: wir wollen unsere Männer und unsere Söhne zurück! Diesem Gemetzel muss ein Ende bereitet werden: Arbeiter schießen nicht auf Arbeiter.

Für Völkerfrieden, gegen jegliche Form von Nationalismus und Kriegstreiberei!
Keine Waffenlieferungen und keine logistische Unterstützung!
Kampf der Militarisierung und Hochrüstung sowie der Abwälzung der Kosten auf die Bevölkerung!

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3.) Matthias Rude: Unermüdlicher Einsatz: Tübingen: Propagandist von Waffenlieferungen wird für »innovative« Kommunikation ausgezeichnet, junge Welt, 2.5.2024

Die Informationsstelle Militarisierung bezeichnet Klaus Gestwa, Direktor des Tübinger Instituts für Osteuropäische Geschichte, als einen der »vehementesten und krawalligsten Fürsprecher für Waffenlieferungen an die Ukraine«. Gestwa wird am 15. Mai mit einem hochdotierten Preis für »innovative Wissenschaftskommunikation« geehrt – im Grunde dafür, dass er die außenpolitische Linie der Bundesregierung absichert und vermittelt. Entgegen früherer Ankündigungen ist der Festakt allerdings nun nur noch für geladene Gäste zugänglich.

Die Jury, der auch der Zeit-Journalist Urs Willmann angehört, will Gestwas »unermüdlichen Einsatz bei der politischen und historischen Einordnung des Ukraine-Konflikts« würdigen. Mit seinem im Februar 2023 veröffentlichten »Thesencheck«-Youtube-Video zum Ukraine-Krieg, das auch auf die Website der Bundeszentrale für politische Bildung übernommen wurde, habe der Historiker »ein Millionenpublikum erreicht und so zur Meinungsbildung in Deutschland über den Krieg gegen die Ukraine maßgeblich« beigetragen. Zudem habe er »Mut bewiesen«, sei »Streit und Anfeindungen nicht aus dem Weg gegangen«.

Bei einer als »Podiumsdiskussion« angekündigten Veranstaltung im Januar im Tübinger Audimax waren sich die beiden einzigen Referenten Gestwa und Marie-Agnes Strack-Zimmermann vollkommen einig: Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestags forderte »Taurus«-Raketen für die Ukraine, der Professor sprach sich für eine Politik der militärischen »Stärke«, für »Aufrüstung und Abschreckung« aus. Auf die Frage, ob ein solcher Auftritt mit der Zivilklausel der Universität zu vereinbaren sei – in deren Grundordnung heißt es: »Lehre, Forschung und Studium an der Universität sollen friedlichen Zwecken dienen« –, antwortete die »Stabsstelle Hochschulkommunikation« schmallippig, die Veranstaltung sei »weder Teil der universitären Lehre noch Teil eines Forschungsprojekts« gewesen.

»Selbstgefällige Friedensbewegte« würden »dem Kreml in die Karten spielen«, so Gestwa im Rahmen einer Kundgebung im Februar – »›Taurus‹ jetzt!«, donnerte es über den Tübinger Marktplatz. Auch anlässlich des Todes des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny organisierte Gestwa eine Kundgebung. Dort behauptete er, dieser habe sich zwar auf »fremdenfeindliche Abwege« begeben, sich von solchen »früheren Fehleinschätzungen« aber »deutlich und glaubhaft distanziert«. Nach Belegen dafür gefragt, antwortete er mit Verweisen auf Artikel, in denen tatsächlich das genaue Gegenteil steht, nämlich, dass Nawalny mehrfach erklärte, noch hinter diesen Aussagen zu stehen – ein Beispiel für die preiswürdige vorbildliche »Wissenschaftskommunikation«?

Die Universität verteidigt den Professor. In seinen Äußerungen sieht sie »keinen Konflikt zur Zivilklausel«: Diese gebe kein »Rezept« für einzelne Wissenschaftler vor, wie sie »ihr Recht auf freie Meinungsäußerung gestalten«. Ob die Universität mit der Preisvergabe Gestwas Forderung nach Waffenlieferungen unterstütze? Man äußere sich »grundsätzlich nicht zu politischen Entscheidungen«.

In einer im Februar veröffentlichten Pressemitteilung hieß es, der Preis werde »in einer öffentlichen Feierstunde verliehen«. Nun soll der Festakt auf einmal – »aus Kapazitätsgründen« – unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Das sei von Anfang an so geplant gewesen, bei der ursprünglichen Ankündigung habe es sich um einen »redaktionellen Fehler« gehandelt, der in die Pressemeldung »reingerutscht« sei, so die PR-Abteilung der »Exzellenzuniversität«. Von ihrer Behauptung, die Vergabe des Preises sei »schon immer eine universitätsinterne Feier« gewesen, ist sie inzwischen wieder abgerückt – nachdem sie darauf hingewiesen wurde, dass nachlesbar ist, dass alle Verleihungen des Preises seit 2021 öffentliche Veranstaltungen waren. Die Preisverleihung findet am 15. Mai ab 17 Uhr im »Pfleghofsaal« der Universität statt – mit Protest ist zu rechnen.

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2.) Ulrike Held (Frauenverband Courage): Die „neutrale“ Wissenschaft

Die Universität Tübingen möchte Professor Gestwa am 15. Mai mit einem auf 10 000 Euro dotierten Preis für Wissenschaftskommunikation ehren. Einen Professor, der ungehindert an der Universität Kriegswerbung macht? So geschehen bei der Diskussion mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann im Januar im Audimax der Uni Tübingen. Das FDP-Mitglied ist Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestags und offensivste Vertreterin von Waffenlieferungen für die Ukraine, sogar von Taurus- Langstreckenraketen. Das bedeutet eine ungeheure Verschärfung der Weltkriegsgefahr. Geladen hatte das Institut für Osteuropäische Geschichte, dessen Leiter Professor Gestwa ist. Wo bleibt die angebliche Neutralität der Universität?

Nachgefragt durch den Journalisten Matthias Rude antwortete Karl Guido Rijkhoek von der Universität: Die Zivilklausel sei von der Veranstaltung nicht berührt, denn die Zivilklausel in der Grundordnung der Uni lautet ja: „Lehre, Forschung und Studium an der Universität sollen friedlichen Zwecken dienen, das Zusammenleben der Völker bereichern und im Bewusstsein der Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen erfolgen“. Die Veranstaltung mit Strack-Zimmermann sei aber „weder Teil der universitären Lehre noch Teil eines Forschungsprojekts“ gewesen, so Rijkhoek – sein Statement darf als offizielles Statement der Universität zitiert werden. Also eine Veranstaltung in den Räumen der Universität mit Mitgliedern der Universität wie Prof. Gestwa, auf Einladung der Universität, vertreten durch das Institut für osteuropäische Geschichte – ist keine Veranstaltung der Universität? Ob das auch für eine Veranstaltung für die bombardierte und hungernde Bevölkerung von Gaza zutreffen würde, ist die Frage.

Als Mitglied der kämpferischen Frauenbewegung vom Frauenverband Courage habe ich im letzten Jahr sehr einschlägige Erfahrungen mit sogenannten neutralen Wissenschaftlern gemacht: Eine Kommission aus sieben unterschiedlichen Wissenschaftlern einigte sich auf antikommunistischer Grundlage, die Sozialistin Clara Zetkin auf die gleiche Stufe mit Rassisten, Faschisten und Kolonialisten zu stellen, ihr Demokratiefeindlichkeit und Beteiligung an Todesurteilen unterzuschieben – und in keiner der angegebenen Quellen ließ sich ein Beweis für diese Behauptung finden. „Die Theorie von der ‚Ideologiefreiheit‘ ist ein Widerspruch in sich und selbst eine ausgearbeitete Variante der bürgerlichen Ideologie“, heißt es im Buch Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus (S. 25).

Widerspricht es nicht der Zivilklausel der Universität, wenn Frau Strack-Zimmermann – von Herrn Gestwa geladen – ungehemmt Waffenlieferungen fordern darf und er selbst, wie die Lokalpresse zitierte, „Wehrhaftigkeit, Aufrüstung und Abschreckung“ fordert? Laut Strack-Zimmermann muss der Krieg in der Ukraine mit „Herzblut, aber auch mit modernen Waffensystemen geführt werden“. Ist den RednerInnen klar, dass es das Herzblut der Soldaten, der ukrainischen und russischen Bevölkerung ist, dessen Vergießen sie so leichtfertig vertreten? Waffenlieferungen fördern keine Völkerverständigung, keinen Frieden – daher: Kein Preis für Gestwa!

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1.) Stellungnahme der Gegenuniversität: Juchhu! Die Exzellenz-Uni feiert sich mal wieder selber, diesmal für Kriegshetze

Die Exzellenz-Uni feiert sich mal wieder selber, diesmal mit einem Preis für „Wissenschaftskommunikation“. Mit dem will sie ihre Wissenschaftler*innen offensichtlich dazu ermutigen, sich aufzuplustern und die Meinung der Herrschenden mit wissenschaftlicher Autorität zur allgemein anerkannten Wahrheit zu verklären.

„Der Tübinger Preis für Wissenschaftskommunikation ist Teil der Tübinger Exzellenzstrategie. Ziel ist es, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermehrt zur Kommunikation über ihre Forschung zu motivieren“, so die Pressemitteilung der Abteilung „Hochschulkommunikation“ der Uni Tübingen, mit der auch der Historiker Klaus Gestwa als einer der beiden Haupt-Preisträger bekanntgegeben wurde. Der habe laut Jury „mit seinen Interviews, Videos, Zeitschriftenbeiträgen und Vorträgen … ein Millionenpublikum erreicht und so zur Meinungsbildung in Deutschland über den Krieg gegen die Ukraine maßgeblich beigetragen“. Außerdem habe Gestwa – so die Pressemitteilung und die daraus (mitsamt Rechtschreibfehlern[1] übernommene) „Nachricht“ im Tagblatt – dabei „Mut bewiesen“.

Zum Thema Mut soll (wir waren nicht dabei) der Kriegsgegner Tucholsky einmal gesagt haben: „Nichts erfordert mehr Mut und Charakter, als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!“

Das aber ist nicht der Mut, den Klaus Gestwa bewiesen hat, als er sich zu einem wichtigen Propagandisten in Deutschland für die Aufrüstung der Ukraine und – irgendwie – gegen Russland als Ganzes aufgeschwungen hat. Gestwa sagt „ja!“ zur NATO, „ja!“ zu Waffenlieferungen, „ja!“ zur Fiktion einer Rückeroberung der Krim und „ja!“ zur Kriegstüchtigkeit. Gestwa hat es in den letzten zwei Jahren – sekundiert von Bundes- und Landeszentralen für politische Bildung, der Abteilung Hochschulkommunikation der Uni und vielen kriegstaumelnden und unverantwortlichen Leitmedien – unternommen, die Karikaturen und Montagen der Titelseiten von BILD bis Spiegel in Texte und Videos zu übersetzen, die zwar Wissenschaftlichkeit reklamieren, jenen in ihrer Oberflächlichkeit und Undifferenziertheit jedoch in nichts nachstehen.

Und so scheint auch die obskure Jury des eventhaften Selbstbeweihräucherungs-Preises für Wissenschaftskommunikation der Uni Tübingen ähnliche Maßstäbe an ihre Auswahl zu legen wie die Redaktionen der BILD-Zeitung und anderer boulevardesker Medien: Gut ist, was Aufmerksamkeit erzeugt und nicht zu sehr vom herrschenden Diskurs abweicht, von ihm ablenkt oder gar differenziert. Und um Aufmerksamkeit zu erregen und Klicks zu erzeugen eignen sich Emotionen und Schwarz-Weiß-Bilder. Beides bedient Gestwa meisterhaft: Da ist die dämonische, von Paranoia getriebene russische Führung und ein verstummtes, verdummtes und von „Phantomschmerzen“ geplagtes russisches Volk auf der einen Seite, und eine ukrainische Nation auf der anderen, die in ihrem Streben nach einem „demokratisch-marktwirtschaftlichen“ Aufbruch „plötzlich zu sich selbst zu finden“ scheint. Und dazwischen ist die NATO, die, anders als das russische Regime, nicht im „überkommene[n] geostrategischen Denken in Einflusszonen“ verharrt, sondern selbstlos und in besten Absichten sich auf die Seite des Guten schlägt und diese unterstützt – wenn auch, freilich, wie könnte es anders sein, zu zögerlich.

Wow, das ist also Wissenschaft, wie sie sein oder zumindest kommunizieren soll: Stramm an der Seite ihrer Regierung, stramm auf dem Kurs der Kriegstüchtigkeit, einig, widerspruchsfrei, undifferenziert und an Emotionen appellierend, statt auf Methoden basierend.

Wir gratulieren herzlich Herrn Klaus Gestwa, seinen Förder*innen in Berlin und Brüssel und der Exzellenz-Uni Tübingen zur zirkulären Selbstbeweihräucherung und wünschen alles Gute auf dem weiteren Weg zum BILD-Niveau der Kriegspropaganda und Kriegstüchtigkeit des deutschen Bildungswesens. Gerne kommen wir auch zur angekündigten, öffentlichen Preisverleihung am 15. Mai um 17 Uhr in den Pfleghofsaal.

Anmerkung

[1] So betonen sowohl die Universität in ihrer Pressemitteilung vom 20. Februar 2024 („Universität Tübingen zeichnet innovative Wissenschaftskommunikation aus“) wie auch das Schwäbische Tagblatt in seinem Beitrag vom 22. Februar 2024 („KI für alle und ein mutiger Historiker“) Gestwas „unermüdlichen Einsatz bei der politischen und historischen Einordung des Ukrainekonflikts“. Wir halten die Begrifflichkeit „Einordung“ als Zwischenform von „Einordnung“ und „Einnordung“ (im Sinne einer autoritären Eichung) für relativ passend.

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